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Cochlea-Implantat: Anwendung, Funktionsweise, Operation, Risiken & Kosten für ein Cochlea-Implantat
Wenn schallverstärkende, herkömmliche Hörgeräte nicht mehr zum Ausgleichen eines Hörverlusts ausreichen, kann das Einsetzen eines Hörgerät-Implantats Abhilfe schaffen. Eine Möglichkeit stellt hierbei das Cochlea-Implantat (CI) dar, bei dem es sich um ein Innenohrimplantat handelt, welches als elektronischer Hörersatz dient. Es überbrückt hierfür die Funktion geschädigter Haarzellen, sorgt für eine direkte Stimulierung des Hörnervs und umgeht so den beeinträchtigten Teil des Gehörs. Folglich ist das Implantat für schwere bis hochgradige Innenohrschwerhörigkeiten geeignet.
Cochlea Implantat Funktion - Wer braucht ein Cochlea-Implantat?
Grundlegend ist das Einsetzen eines Cochlea-Implantats (CI) bei sämtlichen Schädigungen des Innenohrs, bei zunehmender Schwerhörigkeit (Hypakusis), sowie bei nicht ausreichender Versorgung durch herkömmliche Hörgeräte in Betracht zu ziehen. Letzteres tritt ein, sobald eine zu hohe Anzahl an Haarzellen des Innenohrs zerstört ist. Entgegen der langjährigen Überzeugung, dass Cochlea-Implantate nur bei Verlust der Hörreste einsetzbar sind, kann heutzutage die Resthörigkeit erhalten bleiben und gemeinsam mit den Vorteilen des CI genutzt werden. Ebenfalls ist eine Hybridversorgung durch Hörgerät und Implantat möglich. Diese Form bietet sich bei unterschiedlich starker Hörschädigung der Ohren sowie bei der Versorgung einseitig ertaubter Personen an. Unabdingbare Grundvoraussetzung ist jedoch ein Vorhandensein von Cochlea beziehungsweise Hörnerv.
Cochlea-Implantat Erfolgsquote
Hauptzielgruppe der Cochlea-Implantate sind zum einen Erwachsene, die aufgrund schwerer, beidseitiger Taubheit eine schlechte Sprachwahrnehmung aufweisen. Hierbei ist zu differenzieren, ob die Ertaubung vor, im oder nach dem Spracherwerb aufgetreten ist. Bei Ertaubung vor oder im Spracherwerb ist der Hörnerv im Erwachsenenalter oft aufgrund des Mangels an Reizen schon zu stark abgebaut. Je früher also eine Versorgung durch ein CI nach einem Hörverlust angestrebt wird, desto höher ist die Erfolgsaussicht.
Cochlea-Implantat bei Kindern
Zum anderen können auch Kinder, die seit der Geburt eine hochgradige Schwerhörigkeit aufweisen oder diese im Laufe ihrer Kindheit erworben haben, mit einem Cochlea-Implantat versorgt werden. Entscheidend ist hier ebenfalls der Zeitpunkt des Eingriffs: Besonders hohe Erfolgschancen bestehen, wenn das Implantat vor der Vollendung des zweiten Lebensjahres gesetzt wird. Nach dem achten Lebensjahr ist bei früh oder von Geburt an ertaubten Kindern der Erwerb der Lautsprache nur noch eingeschränkt möglich und die Erfolgsaussicht der Implantation somit eingeschränkt.
Cochle-Implantat Aufbau
Aufgebaut sind die Cochlea-Implantate aus zwei Bestandteilen: Einem äußeren Teil, welches Mikrofon, Sprachprozessor, Sendespule und einen Magneten enthält sowie einem inneren Teil - das eigentliche Implantat - mit Empfängerspule, Magneten und Elektrodenträger. Ersteres wird von außen hinter der Ohrmuschel angebracht, während das Implantat im Schläfenknochen, nahe der Ohrmuschel unter der Haut sitzt.
Quelle: https://hno-in-chemnitz.de/cochlea-implantat-ci/
Hörgerät Implantat am Kopf
Die Verbindung zwischen dem batteriebetriebenen Außenteil und dem Innenteil ist drahtlos, wobei die Energieversorgung mithilfe der Magneten per elektromagnetischer Induktion über die Kopfhaut realisiert wird. Zusätzlich ermöglichen die innen- und außenliegenden Magnete eine stabile Fixierung der Sendespule am Kopf. Zudem besteht ein direkter Kontaktpunkt zwischen dem Implantat und der Cochlea im Innenohr durch die Platzierung des Elektrodenträgers in der Cochlea selbst.
Cochlea-Implantat Funktionsweise - Wie funktioniert ein Cochlea-Implantat?
Angestoßen wird der Hörprozess mit dem Cochlea-Implantat durch die Aufnahme der Schallwellen über das äußere Bauteil, das die Audioinformationen an den Soundprozessor weiterleitet. Im Prozessor werden die wichtigsten Signale in digitale Informationen umgewandelt und mittels der Sendespule an das innenliegende Implantat gesendet.
Hier findet erneut eine Umwandlung statt - in elektrische Impulse, welche durch Weiterleitung zum Elektrodenträger in der Hörschnecke gelangen. Mithilfe der Elektroden wird nun eine elektrische Stimulierung des Hörnervs ausgelöst, um die Impulse an das Gehirn zu übermitteln. Im Gehirn werden schließlich die elektrischen Signale als Geräusche identifiziert und der Höreindruck entsteht.
Cochlea-Implantat OP/Operation - Wie verläuft das Einsetzen eines Cochlea-Implantats?
Vor der Operation gilt es, verschiedene Parameter zu bedenken: Die Dauer des kritischen Hörverlusts, die Sprachkompetenz, der Zustand des Hörnervs, das Vorhandensein weiterer Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörungen, sowie die Motivation zum Trainieren des Hörens mit CI beeinflussen die Erfolgsprognose der Implantation maßgeblich. Zudem werden vorab ausführliche Hörvermögenstests mit und ohne Hörgerät, die Hörperformance und die Lebensqualität erfasst, um abzuwägen, ob ein CI für den jeweiligen Patienten die geeignete Hörlösung darstellt. Nachdem die Eignung überprüft wurde, stellt sich letztlich noch die vorbereitende Frage nach der Organisation von Rehabilitation und Nachsorge.
Während des Eingriffs wird ein 5 - 8 cm langer Schnitt hinter dem Ohr gesetzt. Das Wegrasieren von Haaren ist hierfür - entgegen häufiger Annahme - kaum noch nötig. Sobald die Stelle freigelegt ist, wird eine Vertiefung in den Schädelknochen gefräst. Diese erlaubt die Erstellung eines Kanals im Felsenbein, der bis zum Mittelohr reicht und Zugänglichkeit zum runden Fenster schafft. Durch den Kanal kann nun ein kleiner Bohrer eingeführt werden, mit dem ein Loch in der Nähe des runden Fensters in die Cochlea gebohrt wird. Im Anschluss daran setzt der Chirurg das Implantat durch das ausgefräste Loch ein, dessen Kabel werden am Felsenbein befestigt. Noch während der Operation wird das Implantat getestet, um das Eintreffen der evozierten Reizungen am Hirnstamm zu überprüfen. Abschließend wird, abhängig von der gewählten Methode, der Kanal entweder mit Knochenmaterial gefüllt oder offen gelassen sowie die Öffnung des Kopfes vernäht.
Am Folgetag nach der Implantation wird mit einer Röntgenaufnahme der Sitz des Implantats überprüft. In den ersten fünf bis sieben Tage findet in der Regel eine stationäre Behandlung statt, wobei nach sieben Tagen zumeist das Fädenziehen ansteht. Ist die Wunde vollständig verheilt, wird die erste Aktivierung des Cochlea-Implantats circa eine bis zwei Wochen nach der Operation vorgenommen. Feineinstellungen und Optimierungen der Höreinstellungen sorgen in den folgenden Monaten für zunehmende Verfeinerung des Hörens. Ein regelmäßiges Überprüfen und Waten des Cochlea-Implantats sollten allerdings nicht auf diesen Zeitraum begrenzt sein, sondern zur lebenslangen, periodischen Routine werden, um Störungen frühzeitig zu beheben oder ihnen vorzubeugen.
Mit der ersten Anpassung beginnt zudem ein intensives Hörtraining, das die Deutung der mit dem CI empfangenen Tonsignale trainiert. Der Lernprozess lässt sich mit dem Erlernen einer neuen Fremdsprache vergleichen und verläuft höchst individuell. Eine Gemeinsamkeit besteht allerdings für alle CI-Träger: Motivation und Anstrengung sind Voraussetzung des Trainings, werden aber - unabhängig der Intensität - nicht zu einer mit dem natürlichen Hören vergleichbaren Hörqualität führen.
Cochlea-Implantat Risiken & Nebenwirkungen - Welche Risiken birgt die Implantation eines Cochlea-Implantats?
Beim Einsetzen des Innenohrimplantats handelt es sich zwar um einen Routineeingriff, jedoch bleibt er nicht ohne Risiken. Es besteht die Gefahr einer Mittelohrentzündung, einer Mastoiditis und einer möglichen Schädigung des Trommelfells. Postoperativ sind vorübergehende Einschränkungen der Gesichts- und Geschmacksnerven, die aufgrund der Nähe zur Fräsung gefährdet sind, möglich. Zusätzlich kann es zu - meist nur vorübergehenden - Schwindel- oder Gleichgewichtsstörung kommen. Ebenso ist das für chirurgische Eingriffe typische Risiko der Narkose und postoperativer Infektionen gegeben.
Vor- und Nachteile: Was spricht für und was gegen ein Cochlea-Implantat?
Eine Festlegung von Vor- und Nachteilen des Cochlea-Implantats ist nur eingeschränkt realisierbar, denn der Erfolg steht in starker Abhängigkeit von persönlichen Voraussetzungen und der Trainingsmotivation. Demnach kann die Entscheidung für oder gegen ein Cochlea-Implantat nur auf Grundlage individuell definierter Vor- und Nachteile fallen. Während das CI die Teilhabe an Alltag und Arbeitsumfeld verbessert, Umgebungsgeräusch- sowie Stimmwahrnehmung verstärkt und somit zu einem Sicherheitserleben führen kann, sind seine Nachteile nicht zu missachten.
Die Vorstellung, nach der Implantation über ein optimales Sprachverstehen ohne weitere Anstrengungen zu verfügen, ist leider utopisch. Neben der Notwendigkeit eines intensiven Trainings in der Benutzung des Cochlea-Implantats und der Tatsache, dass ein perfektes Hören auch mit CI nicht realisierbar ist, besteht zudem die Gefahr eines Identifikationskonfliktes. Je nach Umfeld und Zeitpunkt der Implantation fühlen Träger sich möglicherweise weder in der Welt der Hörenden noch in der Welt der Schwerhörigen zu Hause. Besonders für Kinder schwerhöriger Eltern kann hier ein großer Interessenkonflikt entstehen. Doch auch bei Erwachsenen, die sich seit Jahren mit ihrer Hörschädigung identifizieren, handelt es sich um eine massiv einschneidende Erfahrung.
Cochlea-Implantat (CI) Kosten & Kostenübernahme
Die Kosten für ein Cochlea-Implantat belaufen sich auf ungefähr 40.000 €, fortlaufend treten zudem Kosten für die Nachsorge auf. Allerdings übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen in der Regel sämtliche Kosten für Operation, Rehabilitation und Nachsorge. Wenn Sie oder Ihr Kind privat versichert sind, ist eine Rücksprache mit der Krankenkasse nötig, um sich zu einer Kostenübernahme zu informieren.
Cochlea-Implantat Hersteller
Cochlea-Implantate werden zur Zeit von vier Herstellern produziert: Cochlear, Oticon Medical, Advanced Bionics und Med-El.